Beiträge

Geschichte der Pferdenahrung

Es folgt ein kleiner Rückblick in die Geschichte des Pferdes und dessen Ernährung. Vor rund 6 Milliarden Jahren beginnt der Stammbaum des Pferdes mit einem Säugetier (Eohippus), das nicht größer als ein Fuchs war . Aus diesem entstand dann vor rund 3 Milliarden Jahren  das Wildpferd (Equus Ferus). Aus den Zahnformen der heute übrig gebliebenen Fossilien lassen sich Rückschlüsse auf die Ernährung dieser Urzeitgeschöpfe ziehen. Der Eohippus ernährte sich vorzugsweise von Laub, Früchten und Samen. Der Klimawandel auf der Erde zwang den Eohippus sich an die neuen Bedingungen seiner Umwelt anzupassen. Er entwickelte sich zum Einhufer und gewann über die Jahre hinweg stetig an Größe. Sein Gebiss passte sich an die neue Nahrung der trockenen Steppen an, so wurden die Backenzähne breiter und die Kaufläche rauer, wodurch die feinen Gräser gut gemahlen werden konnten. Auch der Verdauungstrakt des Pferdes passte sich, an die Jahreszeitlich verschiedene Nahrung an. Diesem Umstand verdankt das heutige Pferd die Fähigkeit unterschiedliche Futtermittel verdauen zu können (vgl. Meyer & Coenen, 2002, S. 1ff).

Durch die Domestizierung des Pferdes im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. und dessen Nutzung als Trag- und Zugtier mussten die Menschen sich intensiver mit dessen Fütterung beschäftigen. Schnell war klar, dass der steigende Leistungsbedarf des Pferdes, durch die alleinige Ernährung durch Rauhfutter und Gras nicht abgedeckt werden konnte, so begann im 14. Jh. v. Chr. im Orient die zusätzliche Fütterung mit Getreide. Zunächst fütterte man Gerste und Weizen, später auch mit Erbsen und Wikken. Im Mittel- und Nordeuropa begann man erst Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. die alleinige Fütterung durch Wald und Wiese zu überdenken. So setzte sich Hafer als favorisiertes Futtermittel durch, aber auch Gerste, Roffen, Pferdebohnen, Weizen und Leinkuchen (vgl. Meyer & Coenen, 2002, S. 2f).

Die erste wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Verdauungssystem des Pferdes begann Ende 19.Jh. So wurde beispielsweise aufgrund von auftretenden Skeletterkrankungen der Ca- und P-Stoffwechsel des Pferdes untersucht. Zu dieser Zeit gewann das Pferd zunehmend als Transportmittel Bedeutung, vor allem im Militär. Aus Logistikgründen begann man Futtermischungen herzustellen, die sich auch auf längeren Reisen gut transportieren liesen (vgl. Meyer & Coenen, 2002, S. 4f).

Literaturverzeichnis:

Meyer, H., & Coenen, M. (2002). Pferdefütterung (4. Auflage). Berlin: Parey Buchverlag.

 

Mineralfutter fürs Pferd mit Vergleichstabelle

1. Wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente

Mineralstoffe

Natrium (Salz)

Im Pferdekörper kommt Natrium als positiv geladenes Teilchen vor. Es trägt zum Aufbau der elektrischen Spannung an den Zellmembranen bei und ist daher für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, den Herzrhythmus, aber auch die Muskelarbeit wichtig. Ebenfalls von großer Bedeutung ist Natrium für den Wasserhaushalt im Körper. Beim Schwitzen verliert das Pferd vor allem Natrium, aber auch Kalium, Chlorid und Calcium. Wird der dadurch entstandene Mangel nicht ausgeglichen zeigen sich Symptome einer Schwäche und Muskelschwäche (vgl. Dübert).

Kalium

Kalium ist ein ein essenzieller Bestandteil aller Körperzellen im Pferd. So regelt es beispielsweise den Flüssigkeitsgehalt der Zelle. Zudem übernimmt es zahlreiche weitere Stoffwechselaufgaben. In den Nerven sorgt Kalium beispielsweise für die Reizweiterleitung, in der Muskulatur ist es an der Steuerung der Kontraktionen beteiligt. Zu niedrige Kaliumkonzentrationen im Körper sind gefährlich, ebenso wie zu hohe Spiegel. Eine Störung des Kaliumhaushalts kann sich beispielsweise durch Herzrythmusstörungen aber auch durch Muskelzuckungen bemerkbar machen.

Chlorid

Chlorid wird durch das Futter in Form von Kochsalz (Natriumchlorid) aufgenommen und über die Nieren ausgeschieden. Es beeinflusst fast alle Stoffwechselvorgänge, unter anderem den Wasserhaushalt, die Nervenleitung und den Herzrhythmus. Außerdem ist es verantwortlich für die Regulation des Säure-Basen-Haushalts.

Calcium

Das bekannte Mineral steckt in großen Mengen in den Knochen des Pferdes und ist für deren Wachstum und Erhalt zuständig. Daneben ist eine konstante Kalziumkonzentration im Blut sehr wichtig. Zu viel Kalzium im Blut ist genauso lebensbedrohlich wie zu wenig davon. Ein Mangel an Calcium wird als Hypocalcämie (vgl. Dübert) bezeichnet. Tritt ein Calciummangel auf, so versucht der Körper das fehlende Calcium aus den Knochen zu gewinnen. Langfristiger Mangel kann sich daher negativ auf Knochenstabilität auswirken.. Eine Überversorgung mit Calcium belastet nicht nur die Nieren des Pferdes, sondern kann auch die Absorption einiger Spurenelemente verringern, das gilt für Zink, Mangan und Eisen.

Calcium ist immer der Gegenpart zu Phosphor. Denn zu viel Phosphor im Futter kann einen Mangel an Calcium hervorrufen. Das ideale Verhältnis von Calcium zu Phosphor liegt zwischen 1 : 1 und maximal 3:1 (pferdundfutter.de, 2014).”

Phosphor

Phosphor ist ein wichtiger Mineralstoff, der über die Nahrung als Phosphat aufgenommen wird. Er sorgt im Wechselspiel mit Calcium für die Festigkeit von Knochen und Zähnen und spielt außerdem eine wichtige Rolle bei der Energiegewinnung und beim Aufbau der Zellwände und als Puffersubstanz im Blut. Die Quelle für Phosphor und damit Phosphat ist bei der Pferdefütterung überwiegend Getreide, doch die Aufnahme ist dabei recht beschränkt.Ein überhöhtes Phosphatangebot führt zur Konkurrenz von Phosphor und Calcium bei der Absorption. Dies führt zu einer verminderten Calciumabsorption im Dünndarm. Eine Überschussfütterung von Phosphat ist deshalb genauso problematisch wie die von Calcium. Ein Mangel an Phosphor meist in Verbindung mit zu wenig Calcium kann zu Fruchtbarkeitsstörungen, brüchigen Knochen oder auch Wachstumsstörungen führen (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

Magnesium

Magnesium hat zahlreiche Funktionen im Pferkörper. So beeinflusst es die Reizübertragung vom Nerven auf den Muskel, auf die Freisetzung von Adrenalin und die Knochenmineralisation. Zudem aktiviert es 300 Enzyme im Stoffwechsel. Nimmt das Pferd zu wenig Magnesium auf, so so holt sich der Körper dieses aus den eigenen Reserven, solange der Vorrat reicht. Deshalb offenbart ein Magnesiummangel oft erst wenn es schon zu spät ist. Anzeichen können Muskelzittern, Leistungsschwäche oder auch Nervosität sein (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

Spurenelemente

Eisen

Eisen zählt zu den lebenswichtige Spurenelementen im Pferdekörper. Es ist Bestandteil des Blutfarbstoffes Hämoglobin und spielt eine herausragende Rolle für den Sauerstofftransport im Blut – von den Lungen in die Zellen der Gewebe und Organe. Eisen wirkt auch in einigen Enzymen, die als Biokatalysatoren wichtige Funktionen bei Stoffwechselvorgängen haben. Unter Eisenmangel sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen und es entsteht eine Leistungsschwäche, Infektanfälligkeit und die Atmung wird ineffektiv (vgl. Dübert).

Zink

Zink benötigt das Pferd vor allem damit rund 300 Enzyme richtig funktionieren können. So ist Zink etwa wichtig für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper wie die Herstellung und den Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen. Zink hat dadurch indirekt Einfluss auf die Haut, das Immunsystem, die Zellerneuerung und den Säuren-Basen-Haushalt des Blutes. Ein Zinkmanger stört die normale Funktion der Regeneration von Haut und Schleimhäuten. Zudem führt ein Zinkmangel zu Auflagerungen und Verdickungen
der Haut (Parakeratose) gleichzeitig kann Haarausfall und eine erhöhte Infektionsneigung, aber auch eine Veränderung am Hufhorn kann beobachtet werden.

Mangan

Mangan erfüllt verschiedene wichtige Funktionen im Pferdekörper. Es ist Bestandteil verschiedener Enzyme, welche bestimmte chemische Reaktionen im Körper auszulösen oder beschleunigen. So ist Mangan beispielsweise am Aufbau von Bindegewebe, der Bildung von Harnstoff sowie der Produktion körpereigener Eiweiße und Fettsäuren beteiligt. Ein Mangangmangel führt zu Verpannungen, sowie Gelenks- und Sehnenproblemen, aber auch Übersäuerung, Fühligkeit auf der Huflederhaut bis hin zu Hufrehe.

Kupfer

Kupfer ist ein Bestandteil wichtiger Enzyme und an vielen Körperfunktionen beteiligt: Es wirkt u.a. als Antioxidans, trägt zur Blutbildung bei, ist an der Gewinnung von Energie beteiligt und beeinflusst das Immunsystem und Entzündungen. Außerdem sorgt es für die Bindegewebsfunktion, besonders beim Knorpel wichtig. Letztlich ist wegen der Funktion beim Knorpel auch die Knochenentwicklung von einer normalen Kupferversorgung abhängig.

Selen

Selen unterstützt die Entgiftung des Pferdekörpers und ist Bestandteil einiger wichtiger Enzyme, wie zum Beispiel als Thyroxin-5-Dejodase, wodurch Selen an der Aktivierung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Weiterhin spielt es eine Rolle in der Immunabwehr. Für die Haut ist Selen von Bedeutung zum Schutz vor UV-Strahlung. Bei Selenmangel sind sowohl das Skelett als auch der Herzmuskel betroffen. Als Folge bildet sich ein Herzversagen, Dyspnoe oder ein Lungenödem.  Typisch für den Selenmangel ist eine auftretende Steifigkeit nach starker Arbeitsbelastung des Pferdes. Eine Überversorgung mit Selen wirkt jedoch schnell toxisch. Mögliche Symptome sind hierbei: Schlechter Allgemeinzustand, Muskelschwäche, Hufprobleme, Unerklärliche Lahmheiten, Hautprobleme bis hin zu Ekzemen (vgl. Dübert; pferdundfutter.de, 2014).

2. Mineralstoffbedarf beim Pferd

Bedarf eines Pferdes mit 600 kg Körpermasse nach GEH (1994)

Mineralstoff / Spurenelement Erhaltungs-bedarf Bean-spruchung leicht Bean-spruchung mittel Bean-spruchung stark
Calcium in g 30 31 32 34
Phosphor in g 18 18 18 19
Magnesium in g 12 13 13 15
Natrium in g 12 27 43 85
Kalium in g 30 39 48 72
Kupfer in mg 72 96 114 132
Zink in mg 360 480 570 660
Eisen in mg 576 768 912 1056
Mangan in mg 288 384 456 528
Selen in mg 1,1 1,4 1,7 2

3. Mineralstoffaufnahme über das Grundfutter

Mineralstoffaufnahme je 1 kg Grundfutter nach DLG (1995)

Mineralstoff Wiesenheu Gerstenstroh Hafer Gerste Mais
Calcium in g 4,6 3,4 1,1 0,6 0,4
Phosphor in g 2,7 0,9 3,2 3,4 2,8
Magnesium in g 1,7 0,9 1,2 1,2 0,9
Natrium in g 2,3 1,1 0,2 0,2 0,1
Kalium in g 17 9,8 0,7 0,7 0,6
Kupfer in mg 6 6 4 5 3
Zink in mg 26 43 32 28 27
Selen in mg 0,03 0,19 0,15 0,09

Schnell fällt auf, dass die verfügbaren Minerale im Grundfutter den täglichen Bedarf nicht decken können. Angaben zum Mineralstoffgehalt des Weidefutters fehlen in der Tabelle, da diese Werte zu stark variieren. Je nach Region sind die Böden von unterschiedlicher Qualität, zudem spielt auch der Pflanzenwuchs eine große Rolle. Welche Kräuter, Gräser, Bäume, Sträucher sind auf der Koppel verfügbar. Wildpferde hatten im Gegensatz zu dem Hauspferd die Möglichkeit über weite Strecken zu ziehen, um so immer wieder andere Futtermittel zu finden, um sich so instinktiv zu ernähren, wie es gut für sie war. Mineralmängel konnten durch  die Aufnahme verschiedener Böden in unterschiedlichen Regionen ausgeglichen werden. Diese Möglichkeit haben unsere Pferde nicht (vgl. Pferdefutter.de, 2014) . Nun kann die Weide dementsprechend angepasst werden, z.B. durch die Regelmäßige Aussaat von Kräutern und Gräser, durch die Düngung der Böden und durch das gezielte Anpflanzen von Nährstoffreichen Bäumen und Sträuchern. Wer diese Möglichkeit nicht hat, kann durch gezielte Zufütterung von Mineralien einem Mangel vorbeugen.

4. Zusatzfütterung von Mineralstoffen

Verschiedene Pferdefutterhersteller bieten eine Vielzahl an Zusatzfutter und Nahrungsergänzungen an. Da kann man sich als Pferdebesitzer schnell überfordert fühlen. Wichtig ist bei der Auswahl des geeigneten Zusatzfutters sich nicht durch Werbebotschaften verwirren zu lassen. Gerne wird durch Nahrungsergänzung mehr Leistung oder ähnliches versprochen. Will man jedoch wirklich sinnvoll zufüttern, so sollte stehts die Gesunderhaltung im Vordergrund stehen. Es empfiehlt sich auch den Tierarzt zu rate zu ziehen. Ein Blutbild kann beispielsweise Aufschluss über bisherige Mangelversorgungen geben. Natürlich ist auch die tägliche Beanspruchung, der Gesundheitszustand, das Alter und das Grundfutter entscheidend für die Wahl des Mineralfutters.

4.1 Mineralfutter angepasst an die tägliche Beanspruchung

Wie bereits in der ersten Tabelle ersichtlich ist der tägliche Mineralstoffbedarf abhängig von der Beansprachspruchung des Pferdes. Das hat verschiedene Gründe, erstens erfolgt bei einem stark beanspruchten Pferd die Verdauung deutlich schneller, zweitens werden durch starkes Schwitzen erhebliche Mengen an Mineralen und Spurenelemente abgegeben und drittens sorgen andere Faktoren, wie Stress für einen gesonderten Bedarf. Diese Defizite müssen durch die Fütterung ausgeglichen und im extremen Fall (bsp. bei Leistungssportpferden) sogar sofort nach der Beanspruchung. Es gibt spezielle Mischungen für Sportpferde, die bereits ein angepasstes Verhältnis haben. Zudem gibt es spezielle Elektrolytmischungen, die bei extremen Schiwtzen direkt gegeben werden können (vgl. Dübert). Auch sollte bedacht werden, dass Sportpferde meist große Mengen an Getreide als Energielieferant bekommen. Hierbei muss bei der Mineralfütterung auf das Gleichgewicht von Ca : Ph geachtet werden (siehe unten) (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

Auch Normal oder wenig beanspruchte Pferde schwitzen. Hierbei gilt Jahreszeitlich bedingt in einem sehr heißen Sommer die Mineralstoffversorgung ggf. anzupassen (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

4.2 Mineralfutter angepasst an das Alter

Pferde im Wachstum benötigen spezielle Konzentrationen an Mineralien und Vitaminen, so dass sie gesund aufwachsen und keine Mangelerscheinungen bekommen. Dafür gibt es besondere Mineralfutter für Jungpferde, welche schon direkt nach dem Absetzen von der Stute gefüttert werden können. Spätestens mit 3 Jahren sollten dann aber auch die jungen Pferde ein Mineralfutter für erwachsene Pferde bekommen (vgl. pferdundfutte.de, 2014).

Auch ältere Pferde haben oft spezielle Bedürfnisse an die Fütterung. Besonders die optimale Versorgung mit Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen ist für die Fitness der älteren Pferde wichtig. Auch die Verdauung von einem alten Pferd ist oft nicht mehr so gut, wie sie es bei jüngeren Pferden ist. Ab einem Alter von ca. 15 Jahren haben viele Pferde einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Vor allem Zinkmangel oder Selenmangel treten beim älteren Pferd häufiger auf als beim jungen Pferd (vgl. pferdundfutte.de, 2014).

4.3 Mineralfutter angepasst an das Grundfutter

Füttert man dem Pferd als Grundfutter Getreide so muss man vor allem auf das ungünstiges Calcium-Phosphor-Verhältnis (kurz Ca : Ph-Verhältnis) achten.
Bei einer übermäßigen Getreidefütterung kann es schnell zu einer Unterversorgung  Spurenelementen und Mineralien kommen.  Das für Pferde ideale Calcium-Phosphor-Verhältnis liegt bei 1,5 bis maximal 3 : 1. Getreide hat einen sehr hohen Anteil an Phosphor. Deshalb sollte das Mineralfutter einen hohen ausgleichenden Calciumanteil besitzen, so dass sich am Ende in der Summe der Ration wiederum ein ausgeglichenes Verhältnis ergibt (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

Bei der Fütterung von vorgemischten Müsli sollte auf die Angaben vom Hersteller geachtet werden. Die meißten Sorten beinhalten bereits alle notwendigen Mineralstoffe, teilweise jedoch in überhöhte Menge. Ist das der Fall, sollte man die Gesamtration anpassen.

Wird das Pferd überwiegend oder ausschließlich mit Raufutter gefüttert, so ist der Mineralstoffbedarf abhängig von der Qualität des Heus. Besonders Heu mit viel Klee oder vielen Kräutern enthält ausreichend Calcium. Allerdings sollte der Calciumgehalt, wie auch der von anderen Mineralien und Spurenelementen, regelmäßig über eine Laboruntersuchung bestätigt werden und im Zweifelsfall sollte auch bei der reinen Raufutterversorgung Mineralfutter zugefüttert werden (vgl. pferdundfutter.de, 2014).

4.4 Angaben auf den Verpackungen von Mineralfutter

Jetzt wird es kompliziert. Jeder der schon mal versucht hat die Angaben auf der Packung eines beliebigen Futters zu verstehen, wird schnell an seine Grenzen gekommen sein. Ich versuche an dieser Stelle ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und zwar auf einfache und verständliche Weise. Fangen wir mit dem Einfachsten an. Ein Kapitel zuvor wurde auf die Wichtigkeit des Ca : Ph Verhältnisses hingewiesen. Dieses können auf der Verpackung relativ schnell unter: Analytische Bestandteile und Gehalte finden. Dort lesen wir allerhand Prozenangaben, die sich auf die Gesamtmenge der Packung beziehen. Wichtig für uns sind nun zunächst die Angaben über Calcium und Phosphor. Nehmen wir beispielsweise das Mineralfutter von Marstall Force, so lesen wir:

6 % Calcium und 2 % Phosphor

Das bedeutet unser Verhältnis beträgt 3 : 1 und ist damit relativ ausgeglichen (siehe Kap. 1). Das Gesamtverhältnis hängt jedoch auch vom Grundfutter ab. Füttert man Getreidefrei, bietet sich eher ein Verhältnis in Richtung 2 : 1 oder 1 : 1 an.

Häufig ist auch wie bei St. Hippolyt Sorbinum Mineral folgende Angabe:

– 10 % Calcium und 3 % Phosphor

Das Verhlätnis liegt also bei 3,3 : 1 und ist ebenfalls noch im Rahmen von einem relativ ausgeglichenen Verhältnis.

Bei Eggersmann Goldenmineral lesen wir:

14 % Calcium und 3 % Phosphor

Unser Verhältnis liegt also bei 4,7 : 1. Wir sprechen also von einem etwas erhöhtem Calciumgehalt, was sich beispielsweise als Ergänzung zu einer Getreidefütterung anbietet.

Der tatsächliche Calciumgehalt, der zugefüttert wird, lässt sich nun ganz leicht aus den Prozentwerten errechnen. Füttern wir beispielsweise 100g St. Hippolyt Sorbinum Mineral, so entspricht das 10 g Calcium und somit genau 1/3 des Tagesbedarfes (siehe Tabelle oben). Phosphor wären dann  3 g, also 1/6 des Tagesbedarfs. Natürlich zählt in den Tagesbedarf auch die Grundnahrung mit rein, demnach sollte man die Zufütterung nicht daran festmachen. Ebenso können wir mit den anderen Werten verfahren, die dort angegeben werden, wie beispielsweise Natrium und Magnesium.

Schwieriger wird es bei den Spurenelementen. Diese werden nicht prozentual, sondern meist in der tatsächlichen Konzentration je kg Zusatzfutter angegeben. Diese Angaben stehen meist unter Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe. Entweder fein sortiert mit Beschreibung, oder in einer langen durch Kommas getrennten Aufzählung. Will man hier den tatsächlichen Fütterungswert haben, kommt man um eine Berechnung nicht herum. Ein Beispiel:

Marstall Force beinhaltet 16,10 mg Selen als Natriumselenit je 1 kg. Wollen wir nun 100g zufüttern, so entspricht das:

16,10 mg = 1 kg

16,10 mg = 1000 g

0,0162 mg = 1 g

1,62 mg = 100 g

1,62 mg Selen übersteigt bereits den normalen Erhaltungsbedarf nach der GEH (1994). An dieser Stelle ist erneut darauf hinzuweisen, dass ein Zusatzfutter das Grundfutter ergänzen soll. Dabei ist weniger oft mehr. Also sollte man sich in diesem Fall über die Selenbestandteile des eigenen Weidebodens informieren, um eine Überversorgung zu vermeiden. Auch auf die genau Bezeichnung sollte man achten. Hierbei handelt es sich um ein gängiges Natriumselenit, welches zu anorganisch gebundenen Selenen zählt. Diese stehen dem Körper direkt für den Aufbau der Selenverbindungen zur Verfügung. Es wird schneller als aus organischen Selenpräparaten in die Enzyme, die Selen für ihr richtiges Funktionieren benötigen. Falls eine Überdosierung vorliegt, führt es zur Ausscheidung von überschüssigem Selen. Also auch Selen ist nicht gleich Selen!

Recht verwirrend sind auch die Angaben der Zusammensetzung. Hierbei werden alle Inhaltsstoffe in Prozent aufgezählt. Dabei kann man vor allem den unnötigen Zusätzen auf den Zahn fühlen. Denn weniger ist auch hier mehr. Sehen wir uns folgende Zusammensetzung an:

Einzelbestandteile: Weizenkleie (18%), Weizenfuttermehl (15%), Natriumchlorid (15%), Rübenmelasseschnitzel (14%), Calciumcarbonat (12%), Monocalciumphosphat (8%), Magnesiumoxid (6%), Bierhefe (4%), Rübenmelasse (2%)

Die Weizenkleie wird häufig zur Bindung benötigt, wenn das Mineralfutter in Pelletform vorliegt, ebenso das Weizenfuttermehl. Beide liefern einen Anteil zum Phosphorgesamtgehalt. Natriumchlorid sorgt für den Natriumgehalt, also das Salz. Rübenmelasseschnitzel und Rübenmelasse  sind beides Rohfaserlieferanten, aber auch zuckerhaltig. Sie sorgen für den Geschmack des Mineralfutters. Bei wählerischen Pferden sinnvoll, ansonsten kann man auch darauf verzichten. Leider heute in fast allen gängigen Mineralfuttern enthalten. Bierhefe ist ein sinnvoller Bestandteil als Zinklieferant, Biotinaktivator und Verdauungsregler, allerdings in der Dosierung kaum wirkungsvoll.

Jetzt gibt es noch diverse Mineralfutter mit Kräuterzusätzen. Die Angaben tauchen dann meist ebenfalls unter Zusammensetzung auf: z.B. 0,4% Kamille, o,4 % Koriander usw. Deren Wirkung möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Gesagt sei nur, dann in dieser geringen Dosierung (o,4% von 100g entspricht nicht mehr als 0,1g) kaum bis hin zu keiner Wirkung zustande kommen kann. Also sollte man sich durch Kräuterzusätze nicht verwirren lassen, denn mehr als etwas Geschmack und Geruch bewirken diese im Mineralfutter nicht.

Wer gänzlich auf die Fütterung von Getreide verzichtet findet auch Alternative zur pelletierten Mineralfutterform. Es gibt bereits Pulver, flüssige Mineralfutter oder natürliche Kräutermischungen.

5. Fazit

Dieser Artikel sollte einen kleinen Einblick in die Mineralstoffversorgung des Pferdes liefern. Es wurden die wichtigsten Mineralstoffe und Spurenelemente erklärt, über Mangelerscheinungen aufgeklärt, der tägliche Bedarf und die Grundversorgung erläutert und schließlich bin ich auch noch auf die Angaben der Futtermittelhersteller eingegangen. Was an dieser Stelle fehlt ist eine konkrete Empfehlung. Diese kann und ich will ich nicht aussprechen und verweise lieber auf den eigenen Tierarzt. Ich hoffe ich konnte dem ein oder anderen dennoch einen kleinen Anhaltspunkt liefern, worauf man bei der Zufütterung achten sollte und wie man sich besser mit den Angaben der Hersteller zurecht findet. Wer gerne Tiefer in die Materie eintauchen möchte, der findet anhand meiner Quellen einige interessante Artikel.

 

Weitere Produktempfehlungen


 

Quellen:

Angaben zu den Futtermitteln von den Herstellerseiten:

http://www.marstall.de/

http://www.eggersmann-shop.de/

https://www.st-hippolyt.de/


DLG – Futterwerttabellen (1995). Mineralstoffgehalte in Futtermitteln. DLG-Verlag

Dübert. Spurenelement- und Mineralstoffanalyse beim Pferd. Verfügbar unter: http://traceelements.de/smapferd.pdf

GEH – Gesellschaft für Ernährungsphysiologie der Haustiere, (1994). Energie- und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere. Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Pferde.  Frankfurt: DLG-Verlag

Pferdefutter.de (2014). Mineralfutter für Pferde. Verfügbar unter: http://www.pferdundfutter.de/images/dbimages/upload/files/pferdundfutter.de%20Mineralfutter%20Pferde%20Ratgeber.pdf