“Mustang Makeover” das steckt wirklich dahinter – Interview mit Silke Strussione
Es ist ein beklemmendes Gefühl dem Leid von tausenden Wildpferden gegenüber zu stehen und dem Wissen zu begegnen, dass man doch nichts dagegen tun kann. Ganz anders Silke und Michael Strussione – 2 Menschen, die für Ihr Ideal kämpfen – 2 Menschen, die sich für die Mustangs einsetzen und damit einfach mal einen Taten statte Worte folgen lassen.
Mit ihrer Veranstaltung dem Mustang Makeover Germany möchten die beiden den Anmut und die Vielseitigkeit der Tiere näherbringen und damit einen Anreiz setzen, diese wundervollen Geschöpfe zu schützen. Ob durch eine Adoption eines Mustangs, oder durch eine Spende an die verschiedenen Hilfsorganisationen – diese Entscheidung obliegt am Ende dem Zuschauer selbst.
Jetzt kann man natürlich sagen, es ist gibt überall Leid und Tierquälerei, warum also genau die Mustangs und nicht eine andere Pferderasse…? Es ist leicht sich hinter Ausreden und Ohnmachtsbegründungen zu verstecken – umso schwerer ist es einen Anfang zu finden und tatsächlich etwas zu bewirken. Silke und Michael haben ihr Herz an die Mustangs verloren und setzen sich deshalb für eben genau diese ein. Man sollte ihrem Beispiel folgen, egal ob mit der Teilnahme am Event oder einem eigenen Projekt – jeder kann auf seine Art etwas bewirken. Kritik an einer guten Sache zu üben ist leicht, aber selbst eine gute Tat zu begehen ist schwer. In diesem Sinne sollte jeder darüber nachdenken, wie er selbst aktiv werden kann und wie bereits kleine Dinge großes bewirken können.
Silke Strussione hat sich hier extra die Zeit genommen, mir einige kritische Fragen zum Mustang Makeover zu beantworten. Vielleicht kann damit so mancher Zweifel an den Idealen des Events beseitigt werden:
1. Wo genau kommen die 15 Mustangs her, die für die Veranstaltung ausgewählt wurden?
Die Mustangstuten, welche für das Mustang Makeover ausgewählt wurden sind im November 2015 aufgrund einer Überpopulation aus der Wildbahn eingefangen worden. Das BLM hat die Stuten registriert und sie in der Auffangstation in Burns/Oregon untergebracht. American Mustang Germany hat die Pferde ausgewählt und wird sie für das Mustang Makeover nach Deutschland importieren. Diese Pferde stehen für derzeit 47.000 Mustangs in den Auffangstationen.
2. Wie läuft der Transport der Pferde genau ab?
Die Pferde werden in den USA von einer sehr erfahrenen Mustangtrainerin auf den Import vorbereitet. Das bedingt, dass die Pferde geführt, angebunden und verladen werden können. Ansonsten wäre der Transport nicht durchzuführen. Da bis heute alle Mustangs problemlos geflogen sind, machen wir uns auch bei den Eventmustangs keine Sorgen. Unsere Trainerin wird die kleine Herde darüber hinaus begleiten.
3. Wie lange haben die Pferde Zeit sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, bevor das Training beginnt?
Mustangs sind sehr anpassungsfähig, sie gewöhnen sich innerhalb weniger Stunden ein. Die Pferde werden direkt nach dem Flug an die Trainer verlost. Diese nehmen „ihren“ Mustang direkt mit auf die eigene Anlage. Sie müssen sich also nicht nochmal neu orientieren. Dort können sich die Pferde einige Tage einleben. Jeder Trainer entscheidet wann er mit dem eigentlichen Training startet. Wir gehen davon aus, dass die ersten Tage zur Kontaktaufnahme genutzt werden. Das Training wird per Video begleitet.
4. Was genau sollten die Pferde in den 90 Tagen Training lernen? Und reicht die Zeit dafür aus, bzw. ist das auch ein Pferdegerechteres Trainingsziel?
Wir haben den Trainern für diese 90 Tage kein festes Ziel gesetzt. Natürlich freuen wir uns wenn die Mustangs auf dem Event geritten werden können, setzen das aber nicht voraus. In den 3 Monaten soll an einer pferdegerechten Basisausbildung gearbeitet werden. Das Pferd bestimmt den Verlauf des Trainings. Wir haben das Event unter das Motto „from wild to mild“ gesetzt. Harmonie und Vertrauen werden in den Prüfungen bewertet. Partnerschaft und Fair Play sind die Werte die wir erkennen möchten. Es zählt nicht das am Weitesten ausgebildetste Pferd, sondern das harmonischste Team. Eine Alternative zu bisherigen Turnier- und Wettbewerbsveranstaltungen.
5. Nun kommen wir noch einmal zum eigentlichen Hintergrund der Veranstaltung. Wie steht es aktuell um die Mustangs in den Vereinigten Staaten von Amerika?
Die Anzahl an Mustangs ist so stark angestiegen, dass das Verhältnis von Mustangs zu den zur Verfügung stehenden Weideflächen im Ungleichgewicht ist. Ein Hauptgrund sind die fehlenden Fressfeinde, die den Pferdebestand zu früheren Zeiten regulierten. Zudem stehen den Pferden nur die Flächen zur Verfügung die 1971 im Gesetzt festgehalten wurden. Daraus resultierend gibt es zu viele Mustangs auf zu geringer Fläche. Diese fressen das Land so kahl, dass es erstens, nicht mehr für alle Tiere reicht und zweitens, sich die Pflanzen nicht mehr regenerieren können. Ein Überleben der folgenden Mustanggenerationen wird immer schwieriger.
Derzeit leben 57.000 Mustang in freier Wildbahn, bereits 47.000 in Auffangstationen. 2017 werden über 10.000 neue Fohlen „on the range“ erwartet. Berechnungen ergaben eine Zahl von 27.000 Mustangs die gesund auf den zur Verfügung stehenden Flächen leben können, ohne das Land zu zerstören. Es muss also etwas getan werden. Über eine Geburtenkontrolle wird zukünftig versucht die Population einzugrenzen, ob das funktioniert wird man sehen. Fakt ist, wenn nichts getan wird, wird sich die Population in 4 Jahren verdoppeln- so die Hochrechnungen.
6. Inwiefern kann das Mustang Makeover dazu beitragen, dass sich die Umstände für die Pferde bessern?
An der Situation in den USA können wir nicht wirklich viel ändern, auch wenn wir auf hoher Ebene Gespräche führen. Aber wir nutzen die Chancen die wir haben und machen über das Mustang Makeover auf diese besonderen Pferde aufmerksam. Uns ist es eine Herzensangelegenheit diesen Pferden hier in Deutschland eine Plattform zu bieten. Bereits heute gibt es einige Mustangs in Deutschland und alle Besitzer sind absolut überzeugt. Wir möchten allen die Chance begeben diese tollen Pferde kennenzulernen, sich vielleicht in sie zu verlieben und sich zu entscheiden einem Mustang aus den Weiten Amerikas ein Zuhause zu geben.
7. Was sagst du zu dem Vorwurf, dass es beim Mustang Makeover Germany nur darum geht, die amerikanische Marke des “American Mustang” zu verkaufen?
Ich glaube nicht, dass es hier um eine Marke geht, geht es doch vielmehr um die Legende Amerikas. Geschichtlich gesehen weiß ich nicht wo der Mensch ohne diese Pferde heute wäre? Sie halfen beim Erschließen von Siedlungen, erleichterten das Überwinden großer Strecken, der Ackerbau wurde einfacher, schwere Lasten konnten transportiert, Kriege gewonnen werden und vieles mehr. Ist es nicht an der Zeit für diese Tiere etwas zu tun?
8. Wie stehst du zu dem in Deutschland verbreiteten Trend, Pferde vor dem Schlachter zu retten und in wie fern unterscheidet sich das Mustang Makeover von diesem Syndrom?
Das beantworte ich sehr gerne. Wir werden manchmal angesprochen, dass es toll ist, dass wir Mustangs retten. Das tun wir aber nicht. Wir retten keine Mustangs. Und da nehme ich deutlich Abstand. Die Mustangs stehen in den Auffangstationen und warten auf ihre Chance, das ist richtig. Aber erstmal sind sie versorgt. Sie haben Futter, Wasser und Platz zum Laufen- natürlich kein Ersatz für die Freiheit.
In meinen Augen rettet man ein Pferd, dessen Leben bedroht ist, oder dem es schlecht geht. Wenn das unser Ziel wäre, könnten wir vor der eigenen Haustüre anfangen, das ist richtig. Hier gibt es genug Pferde denen es schlecht geht, teils auch in Privathand…
Über das MUSTANG MAKEOVER hoffen wir nun viele Menschen von den Mustangs zu überzeugen, denn unter diesen tollen Pferden gibt es wirkliche WOW Pferde die auch im Sport überzeugen.
Das MUSTANG MAKEOVER hat das Ziel, die durch die Wildbahn geprägten, sehr menschenbezogenen Pferde als Familien- und Sportpartner bekannt zu machen. Aufgrund der natürlichen Selektion sind sie unserer Meinung nach sehr gesund und widerstandsfähig, bringen dazu aber eine hohe Sportlichkeit mit. Perfekte Partner.